TOOLS: Predictify analysiert und optimiert deine Kickstarter-Kampagne (Interview)

Vor einigen Wochen erhielt ich folgenden Text via E-Mail von Table of Visions, einem der führenden Anbieter von Crowd-basierten Softwarelösungen in Deutschland:

„Mit der Gründung unserer Research Unit erforschen wir zusammen mit der Technischen Universität Wien und der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, welche Parameter für den Erfolg eines Crowdfunding-Projekts entscheidend sind. Mit dem Ziel, durch wissenschaftliche Erkenntnisse eine Steigerung der Erfolgsaussichten von Kickstarter-Projekten zu erreichen, haben wir den Machine Learning Algorithmus „Predictify“ entwickelt. Dieser verhilft Gründern, Kickstarter-Projekte mit Hilfe künstlicher Intelligenz erfolgreich zu machen.ausbauen.“ 

So eine Meldung erweckt bei mir als Crowdfunding-Berater der ersten Stunde natürlich Interesse und so habe ich mir das Tool mal angesehen. Und in der Tat, es klingt viel versprechend. Aus diesem Grund habe ich mich bei Table of Visions zum Interview angemeldet und Mit-Gründer David P. Heberling stand mir Rede und Antwort.

Wolfgang: Als Table of Visions entwickelt ihr Crowd-basierte Software-Lösungen. Mit Predictify geht ihr nun in Richtung Research. Warum?

David P. Heberling: Mit der Gründung unserer Research Unit Predictify wollen wir unsere Erfahrungen und unser Wissen – kombiniert mit einem wissenschaftlich fundierten, selbstlernenden Algorithmus – weitergeben. Damit erweitern wir unsere Kompetenzen: 2010 haben wir mit Table of Visions die erste deutsche reward-based Crowdfunding-Plattform für kreative Projekte mit dem Namen pling* gegründet. Nach dem Verkauf haben wir unsere Technologie auf die Bedürfnisse von Unternehmen angepasst – nicht jedoch unsere Leidenschaft für das “ursprüngliche” Crowdfunding verloren. Wir haben uns gefragt, was das Erfolgsgeheimnis von Crowndfunding-Kampagnen ist. Denn lediglich ein kleiner Teil dieser Kampagnen sind erfolgreich und oft scheitern die Projekte an einfachen Fehlern. Mit Predictify haben wir eine Antwort gefunden und die Crowdfunding-DNA ein Stück weit entschlüsselt.

Wolfgang: Was ist Predictify? Wie funktioniert es genau?

David P. Heberling: Predictify ist ein Machine Learning-Algorithmus. Die Analyse basiert auf dem Projekt, wissenschaftlichen und statistischen Methoden sowie anhand von mehr als 100.000 gecrawlten Kickstarter-Datensätzen. Dabei wird der Algorithmus mit jedem neu eingestellten Projekt schlauer. Wir haben durch die Analyse herausgefunden, wie wichtig formale Aspekte sind. Mit Optimierungen, die jeder Projektgründer in der Hand hat, kann er somit selbst noch ein Stück weit zum Erfolg beitragen.

Wolfgang: Welcher Art sind die Verbesserungsvorschläge? Bitte gebt uns 2-3 konkrete Beispiele?

David P. Heberling: Der Nutzer erhält konkrete Verbesserungsvorschläge aus fünf Kategorien mit mehr als 38 Attributen. Hinter jedem dieser Attribute stehen konkrete Verbesserungsvorschläge. Diese werden nach Potenzial gereiht aufgelistet. Damit weiß der Nutzer, welche Verbesserungen das meiste Potenzial zur Optimierung enthalten.

Als Beispiel können das die Anzahl der Bilder sein, mit denen ein Projektgründer ihr/sein Projekt optisch vorstellt. Wir können nun aufzeigen, welche Auswirkung das Hinzufügen oder das Entfernen von weiteren Bildern hätte. Dabei kann der User anhand eines Graphen optisch sehen, wie sich die Erfolgswahrscheinlichkeit pro Bild auswirkt. In der Regel sind viele Bilder (ca. 20+) von Vorteil. Interessanterweise werden ab gewissen Werten jedoch Plateaus erreicht, sprich der Unterschied ob 20 oder 50 Bilder macht keinen signifikanten Unterschied mehr.

Ein anderes wichtiges Attribut wäre beispielsweise “Gender”. Also ob der Projektgründer männlich oder weiblich ist. Natürlich lässt sich dieses Attribut nur bedingt ändern, wenn ein Projekt-Gründer entweder dem einen oder dem anderen Geschlecht zuzuordnen ist. Trotzdem gibt es auch hierfür spannende Erkenntnisse für Gründer: Sollte ein Team hinter einem Projekt stehen, kann es hilfreich sein, die Person in den Vordergrund zu stellen, die das empfohlene Geschlecht hat. Selbiges gilt bspw. auch für die Kategorie. Auch wenn es Projekte gibt, die einer Kategorie eindeutig zuzuordnen gilt, gibt es viele Projekte, bei denen das nicht der Fall ist. Da hilft ein Blick auf unseren Algorithmus um die richtige Entscheidung zu treffen, sollte ein Projektgründer zwischen zwei oder mehreren Kategorien schwanken.

Bei dem Großteil der Attribute spielt es keine Rolle, ob das Projekt schon live ist oder noch in der Vorbereitungsphase. Die Anzahl von Perks, Anzahl von Freunden aus sozialen Netzwerken oder die Bitrate von Videos sind andere interessante Attribute, die eine wichtige Rolle spielen.

Der Vorteil für den Projektträger: Setzt er diese detaillierten Empfehlungen um, erhöht er die Erfolgswahrscheinlichkeit der eigenen Kampagne drastisch.

Wolfgang: Können dabei nur laufende Kampagnen analysiert werden oder geht z.B. auch der Vorschaulink von Kickstarter?

David P. Heberling: Natürlich kann die Kampagne schon vor dem Start umfangreich analysiert werden. Hier kann Predictify mit einer Genauigkeit von 80 Prozent die Erfolgswahrscheinlichkeit für jedes beliebige Projekt auf Kickstarter voraussagen. Ist das Projekt angelaufen, erhöht sich diese Genauigkeit auf über 90 Prozent. Die detaillierten Empfehlungen können dabei in jedem Stadium abgerufen werden.

Wolfgang: Funktioniert Predictify nur für Kickstarter? Sind auch andere Plattformen geplant?

David P. Heberling: Zum jetzigen Zeitpunkt funktioniert Predictify für Kickstarter. Kickstarter ist als größte und relevanteste Crowdfunding-Plattform weltweit besonders interessant, zudem stellt diese die größte Datenmenge. Je mehr Daten analysiert werden können, desto genauer ist auch der Algorithmus. Für uns war es daher der erste logische Schritt, Predictify mit Kickstarter ins Leben zu rufen. Perspektivisch planen wir natürlich auch, Predictify für andere relevante Plattformen anzubieten, um noch mehr Projektgründern dabei zu helfen, ihr Finanzierungsziel zu erreichen und damit ihre Ideen und Projekte zu verwirklichen.

Wolfgang: Was kostet euer Tool dem Crowdfunder?

David P. Heberling: Wir haben drei verschiedene Modelle entwickelt: Freemium, Project-Creator und Enterprise. Unsere “Freemium”-Version ist für jeden Projektgründer kostenfrei und beinhaltet die Voraussagung der Erfolgswahrscheinlichkeit und eine eingeschränkte Basisanalyse für ein Projekt. Unser Modell “Project-Creator” ist sehr beliebt: Für $19 (statt $39) erhält der Projekt-Gründer neben der Erfolgswahrscheinlichkeit eine umfangreiche Analyse für ein Projekt und kann im Anschluss diese Empfehlungen sofort umsetzen. Wer mehr als ein Projekt auf Kickstarter starten möchte, der bekommt beim Modell “Enterprise” für $199 die vollständige Analyse für ganze zehn Projekte. Auch Berater für Crowdfunding-Projektgründer nutzen dieses Modell und können durch das Kontingent ihr Beratungs-Portfolio erweitern.

Wolfgang: Vielen Dank für das Interview!

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