INTERVIEW: Crowdfunding für SchülerInnen-Projekte

Alexander Spitzer schreibt seine Matura-Arbeit zum Thema Crowdfunding und gibt Workshops für SchülerInnen. Im Interview hat er mir erzählt, wie er zum Thema Crowdfunding kam und was SchülerInnen in seinem Workshop lernen.

Wolfgang: Alexander, du bist Schüler an einer HAK in Wien. Wie kommst du zum Thema Crowdfunding?

Alexander: Über meine Schule (Schumpeter-HAK, Maygasse 43, Wien 13) und konkret über meinen Professor Johannes Lindner habe ich die Möglichkeit bekommen – mit meinen Klassenkollegen gemeinsam – die sich damals noch in der Testphase befindliche Crowdfunding-Plattform StarteDeinProjekt.at zu testen. Dabei sollten wir die ersten Schüler sein, die ihre Projekte auf die Seite platzierten und den Programmierern Rückmeldung geben, was funktioniert und was verbesserungswürdig ist. 

So habe ich den Kontakt zu Annunziata Schmidt-Chiari und Barbara Strachwitz aus dem Erste Group Innovation HUB geknüpft, in dem die Plattform entwickelt wurde. Da ist mir dann sofort klar gewesen, dass ich Crowdfunding super spannend finde und ich dem Thema auf jeden Fall meine Diplomarbeit vom Maturaprojekt („Ideen mit Crowdfunding vernetzen, finanzieren und umsetzen.“) widmen möchte, damit ich mich konkreter damit auseinandersetzen kann.

Wolfgang: Wie hast du dich dem Thema angenähert und was ist dabei rausgekommen? 

Alexander: Weil das Maturaprojekt eine Teamarbeit sein soll, habe ich mich mit meiner Klassenkollegin Annamaria Teply zusammengeschlossen, die ihrerseits ihr Projekt (AVIV T-Shirt-Automat) umsetzen möchte. Somit war es klar: Wir kombinieren beide Projekte und die gemeinsame Schnittstelle ist eine Crowdfunding-Kampagne für den AVIV T-Shirt-Automaten, die wir durchführen wollten und die aktuell noch auf StarteDeinProjekt.at läuft. 

Seit den Anfängen der Diplomarbeit habe ich viel über Crowdfunding lernen dürfen. Ich habe mit vielen Projektteams, Plattformvertretern und Bankvertretern gesprochen und mich in die Crowdfunding-Szene etwas hineingelebt. So versuche ich mir einen guten objektiven Gesamteindruck der derzeitigen Crowdfunding-Situation in Österreich zu machen und Potentiale für die Zukunft zu erkennen.

Ich habe versucht Tipps und Tricks von diversen Quellen rund ums Thema „erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne“ zusammenzufassen und diese mit meinen eigenen Erfahrungen von unserer Kampagne abgeglichen und herausgekommen ist dabei ein Leitfaden, der mögliche Schritte einer Kampagne strukturiert darstellen soll und anderen Projektteams als Hilfe dienen soll. Wolfgang: Anfang Februar haben wir gemeinsam an der HAK Imst einen Workshop gemacht. Du machst das ja öfter. Wie kam es dazu?

Alexander: Genau, zuerst habe ich mit Johannes Lindner und Annunziata Schmidt-Chiari das Workshop-Format „Crowdfunding & Project+“ entwickelt und zum ersten Mal durften wir es in Kitzbühel mit Schülern der HAK Kitzbühel und mit Schülern unserer Schule testen. Mittlerweile ist das Konzept schon ausgereift und kommt beim Großteil der Schüler sehr gut an.  

Bei dem Workshop wird vermittelt was Crowdfunding ist, welche Arten, Projekte und Plattformen es gibt und wie Crowdfunding bei Schulprojekten eingesetzt werden kann, somit haben die Schüler auch die Möglichkeit an ihren eigenen Ideen und Projekten weiterzuarbeiten. Lehrer können über die Website von StarteDeinProjekt.at Workshops kostenfrei bei uns buchen und dann kommen meist 2 Trainer zum ausgemachten Termin (meist an die Schule), die den Workshop leiten.

Zum Ablauf des Crowdfunding-Workshops: Wir starten immer mit einer kurzen Vorstellungsrunde, um alle Projekte der Klasse kennenzulernen. Danach geben wir einen kurzen Input darüber was Crowdfunding ist – nämlich mehr als reine Finanzierung – und zeigen spannende und bekannte Projekte und Plattformen her. Nach diesem kurzen theoretischen Teil, folgt der lange dynamische Teil des Workshops, in dem die Schüler unterschiedliche Aufgaben meistern müssen, die sehr praxisbezogen sind und direkt mit den Schulprojekten der Schüler zu tun haben. 

Beim Workshop sollen die Schüler lernen ihre eigene Idee gut zu strukturieren und diese selbstbewusst und anregend zu präsentieren. Sie sollen verstehen was Crowdfunding ist und wie sie es – oder einen Teilbereich davon – für sich verwenden können, damit sie ihre Projekte im besten Fall mit einer Crowdfunding-Kampagne finanzieren können. 

Wolfgang: Welche Tipps kannst du (vor allem Jugendlichen) in Sachen Crowdfunding geben?

Alexander: Ich habe drei Tipps für euch:

Wolfgang: Vielen Dank, Alexander. Abschließend noch eine letzte Frage: Warum sollten sich – vor allem auch Jugendliche – mit dem Thema Crowdfunding beschäftigen?

Alexander: Crowdfunding ist ein unglaublich vielfältiges und interessantes Tool für Projektteams – egal ob es Jungunternehmer sind, die zusammen ein Start-up gründen wollen oder ob es Jugendliche sind, die gemeinsam eine Geschäftsidee haben oder ein Schulprojekt umsetzen wollen. Natürlich ist der Finanzierungsaspekt beim Crowdfundig ein wesentlicher, jedoch sollte man es nicht darauf reduzieren.

Beim Crowdfunding ist es entscheidend sich laufend mit der eigenen Community und somit auch mit den potentiellen Kunden intensiv zu beschäftigen – und zwar lange vor dem Start der Kampagne und vor der tatsächlichen Umsetzung des Projekts. Man muss den Kontakt zur Community pflegen und kann so die Zielgruppen in das eigene Projekt involvieren. Man kann sie Entscheidungen treffen lassen und man erhält direktes Feedback zur Projektentwicklung. So fällt es leichter die Idee/das Produkt an die potentiellen Zielgruppen anzugleichen.

Darüber hinaus ist Crowdfunding auch ein geniales Tool, um einen Markttest (oder Proof of Concept) durchzuführen, weil das Resultat der Crowdfunding-Kampagne Aufschluss darüber geben kann, wie die Idee am Markt ankommen würde. So kann man für die tatsächliche Umsetzung des Projekts vorhandene Schwächen ausbessern, eigene Stärken aufwerten, mögliche Risiken senken und vorhandene Chancen optimal nutzen.

Gerade für Jugendliche ist es wichtig, eigene Erfahrungen beim Realisieren von Projekten zu sammeln, weil Erfahrungen in den Bereichen Marketing, Social Media, Kommunikation, Präsentation, Kooperation und Finanzierung essentielle Erfahrungen fürs eigene Leben sind, von denen jeder profitieren kann. Im schlimmsten Fall geht die Kampagne nicht auf, was jedoch nicht problematisch ist, da man für eine einfache Crowdfunding-Kampagne prinzipiell nicht viel Geld in die Hand nehmen muss und weil man jederzeit eine weitere, verbesserte Kampagne starten kann. Somit bietet Crowdfunding eine optimale „Spielwiese“ zum Ausprobieren von Ideen und Projekten.

Wolfgang: Vielen Dank, Alexander!

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