Ich habe Manuel Bruschi, einen der Gründer von Timeular, letztes Jahr bei dem von mir kuratierten Crowdfunding-Workshop der SFG kennengelernt. Mittlerweile haben er und sein Team ein eigenes Projekt auf Kickstarter gestartet – ZEIº – the most simple time tracking solution – und sind damit äußerst erfolgreich. Warum sie sich für Crowdfunding entschieden und wie sie sich vorbereitet haben, hat er mir im Interview erzählt.
Wolfgang: Du bist Gründer von Timeular. Worum geht’s bei eurem Startup?
Manuel: Uns gehts bei Timeular darum, ein notwendiges Übel – die Zeiterfassung – so einfach wie möglich zu machen. Verbunden dem Ziel, dass wir alle unser Bewusstsein für unsere Zeit und den Umgang mit ihr steigern.
Wolfgang: Euer Tracking-Device ist ein Würfel, der ZEIº. Wie funktioniert der genau?
Manuel: ZEIº ist ein 8-seitiges Polygon, das über Bluetooth mit dem Computer verbunden ist. Jeder Seite kann eine Aktivität (Projekt/Kunde/Tätigkeit) zugewiesen werden. Der User kann jede weiße Seite beschriften, bekleben oder bemalen und muss dann nur mehr ZEIº auf die richtige Seite drehen. Unsere Software stempelt den User automatisch ein/aus und synchronisiert die Daten auch mit Systemen Dritter wie z.B. SAP, Toggl, Harvest, u.Ä.
Wolfgang: Ich kann es also mit gängigen Time-Tracking-Tools nutzen?
Manuel: Genau. Es gibt ja bereits viele Lösungen und keiner mag gern Daten migrieren und zu einer neuen Zeiterfassungs-Lösung wechseln, deshalb ist es uns wichtig, ZEIº in gängige Systeme zu integrieren.
Wolfgang: Ihr habt den Prototypen im Vorfeld von vielen Menschen testen lassen? Wie wichtig war das hinsichtlich des Crowdfunding-Starts?
Manuel: Das war sehr wichtig für uns und das kann ich nur empfehlen. Zum einen bildet man dadurch eine Core-Community, die einem auch beim Launch, bei der Gestaltung des Crowdfunding-Auftritts u.ä. unterstützt. Vor allem ist aber das Feedback unglaublich wertvoll, einerseits für den Feinschliff des Produktes , andererseits um rauszufinden was die UserInnen begeistert.
Wolfgang: Ich habe gesehen, ihr seid euch auch mit anderen, erfahrenen Crowdfundern vernetzt. Welche Inputs habt ihr von ihnen bekommen?
Manuel: Ja. Wir haben sehr lange unser Netzwerk erweitert, angefangen hat’s bei einem Seminar der SFG, wo auch du als Vortragender anwesend warst. Nach und nach haben wir mehr Kontakte geknüpft und kamen sogar mit Yancey Strickler (Gründer von Kickstarter) ins Gespräch. Er hat uns auf Kickstarter dann auch „gebacked“ (Anmerkung: also finanziell unterstützt). Zusätzlich können wie wir nur empfehlen, sich mit anderen Startups auszutauschen.
Wolfgang: Wie habt ihr euch sonst noch so auf die Crowdfunding-Kampagne vorbereitet?
Manuel: Wir haben sehr darauf geachtet, über unsere Landingpage E-Mails zu sammeln und dabei im Vergleich zu anderen Startups eher auf Qualität als nur auf Quantität zu achten und damit eine Community zu bilden. Unser zweiter wichtigster Channel war Presse. Das ist mittlerweile kein leichter Channel mehr, da Journalisten nicht mehr so gern über Crowdfunding berichten, aber wir haben auf Events versucht die Journalisten persönlich zu begeistern und das ist uns gut gelungen.
Wolfgang: Euer Kickstarter-Ziel ist EUR 75.000,-, eigentlich sollen es aber EUR 200.000,- werden, wie du im Interview mit derbrutkasten.com verraten hast. Wie habt ihr die Zielsumme errechnet?
Manuel: Wir waren natürlich schon nachEUR 75.000,- happy, aber insgeheim erhoffen wir uns schon die EUR 200.000,- zu erreichen. Die EUR 75.000,- haben sich einfach aus der Summe ergeben, die wir zusätzlich zum Investment als Minimum brauchen, um die Produktion zu starten und die Produktionskosten zu decken. Die EUR 200.000,- sind eher aus dem Bauch raus.
Wolfgang: Wie geht’s weiter? Was ist für die Zeit nach dem Crowdfunding geplant?
Manuel: Das einzuhalten, was wir versprochen haben und die Backer/Unterstützer glücklich zu machen. Alles andere ist mal sekundär.
Wolfgang: Viel Erfolg noch und danke für das Interview!