NACHGEFRAGT: Was wurde aus…VRESH Jeans?

In unserer kleinen Stadt Eferding gibt es nur wenige (sichtbare) kreativwirtschaftliche UnternehmerInnen, darunter meine Freunde von zunder, meine Schwester Ingrid mit ihrem FairTrade Modelabel Fairytale Fashion und die Gebrüder Buchroithner. Klaus Buchroithner betreibt das Streetwear Label Vresh und mischt damit seit einiger Zeit die Start-up Szene auf. Regelmäßig schafft er es mit unterschiedlichen Aktionen in die Schlagzeilen diverser Medien, unter anderem mit der Vresh-Box, dem Zuckerberg-Shirt und mit seiner Vresh-Jeans. Letztere wurde via Crowdfunding finanziert und das Dank der Fans und des großen Zuspruchs gleich mehrmals. Wie es dazu kam und was aus der Jeans und aus dem Label Vresh wurde, hat mir Klaus in einem Interview erzählt.

Wolfgang: Du betreibst seit einigen Jahren das Mode-Label Vresh. Was macht ihr da und wie kam es dazu?

Klaus: Vresh ist ein nachhaltiges Streetwear-Label. Ab 2019 werden wir ausschließlich Basic-Styles aus organischen und recycelten Materialien bei Familienbetrieben in der EU herstellen. Mittlerweile bin ich seit mehr als 12 Jahren im Textilbusiness tätig und angefangen hat es mit der verrückten Idee meines Bruders einen Skateshop in Eferding zu eröffnen. Daraus hat sich dann auch ein Textilgroßhandel entwickelt, mit dem wir internationale Brands in Österreich und Ungarn vertrieben haben. Während meiner Schulzeit hab‘ ich dann den Laden übernommen und eine zweite Filiale eröffnet. Da der Support der Brands für kleine Händler wie mich oftmals schlecht war und die Marge zu klein war, beschloss ich Ende 2012 meine eigene Brand zu etablieren und vieles besser zu machen.

Wolfgang: Seit knapp eineinhalb Jahren produziert ihr auch Jeans. Die erste Serie wurde via Crowdfunding auf Kickstarter finanziert. Warum Crowdfunding?

Klaus: Crowdfunding ist meiner Meinung nach ein perfektes Tool, um ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. Man darf zwar ohne Community und ohne Investitionen nicht erwarten, gleich eine riesige Summe aufzustellen, aber wenn man bereit ist etwas Zeit und Geld zu investieren, bekommt man gutes Feedback vom Markt, einige Vorbestellungen, die man in Langzeit-Kunden umwandeln kann und generell sehr viel Aufmerksamkeit.

Wolfgang: Wie hast du dich damals auf die erste Kampagne auf Kickstarter vorbereitet?

Klaus: Ich habe das Thema Crowdfunding schon länger verfolgt und mir viele Kampagnen angesehen und die Hintergründe recherchiert. Es gibt mittlerweile sehr viel Lesestoff im Internet und natürlich waren auch die Beratungs-Termine mit dir sehr hilfreich. Externe Beratung hat uns geholfen, um das Projekt besser umzusetzen. Wir haben z.B. unser Video kurzerhand neu gedreht, nachdem einige Leute in unserem Umfeld Verbesserungen vorgeschlagen haben.

Wolfgang: Du hast ja auch eine Crowdfunding-Kampagne auf wemakeit gestartet, leider ohne Erfolg. Welche Erfahrungen hast du bei den beiden Kampagnen gemacht?

Klaus: Grundsätzlich darf man sich nicht allzu viel von den einzelnen Plattformen erwarten. Das war sicher vor ein oder zwei Jahren besser. Sie können dir schon einen ordentlich Schub geben, aber der Großteil bleibt bei einem selbst hängen. Der Misserfolg auf wemakeit war kein Zufall. Wir haben die Kampagne etwa ein Monat zu spät gelauncht, dann ist noch dazu die Temperatur ungewöhnlich stark angestiegen. Man verkauft bei quasi Sommertemperaturen nur ganz schwer Jeans, auch wenn man sie im September ausliefert. Das war sicher ein großes Learning von mir – die Kampagne während der Saison starten und nicht davor.

Wolfgang: Inwiefern haben dir diese Erfahrungen bei der Planung und Umsetzung deiner letzten (dritten) Kampagne auf Indiegogo geholfen und warum ist es wieder eine Jeans geworden?

Klaus: Wir haben uns aufs Wesentliche konzentriert und ein Produkt angeboten, das schon beim ersten Mal gut funktioniert hat. Wir haben diesmal das Feedback der ersten Kampagne beherzigt und das Produkt dementsprechend angepasst. Einzig der Wechsel von Kickstarter zu Indiegogo war ein Fehler. Wir hatten auf Kickstarter schon 200 zufriedene Kunden, diese wären vermutlich kaufbereit gewesen. Ein neues Konto auf einer (für den Nutzer) unbekannten Plattform ist gerade in Österreich und Deutschland eine große Hürde. Noch dazu die Bezahlmethode Kreditkarte. Aber durch unsere Erfahrung, wussten wir auf welchen Kanälen es sich rechnet, während der Kampagne präsent zu sein und so hat es letztendlich auch geklappt.

Wolfgang: Ich weiß, du arbeitest sehr viel mit deiner Community und lässt sie auch am Entstehungsprozess teilhaben. Ist das dein Geheimrezept?

Klaus: Das ist definitiv ein ganz wichtiger Baustein für unseren Erfolg. Wir versuchen derzeit sogar Wege zu finden, die Community noch aktiver ins Branding einzubinden und eine stärke Bindung zu erzeugen. Gerade für kleine Independent Labels wie uns ist das essentiell.

Wolfgang: Siehst du Crowdfunding als wesentlichen Bestandteil deiner (Kommunikations-)Arbeit?

Klaus: Es ist auf jeden Fall ein gutes Instrument, vor allem wenn man innovative Produkte anbietet. Für uns kann so eine Kampagne immer der Marktstart für ein komplett neues Produktsegment sein. Man bekommt viel Aufmerksamkeit und sieht ob etwas funktioniert oder nicht.

Wolfgang: Wie geht’s jetzt weiter? Wird es mehr VRESHe Crowdfundings geben?

Klaus: Ich kann mir gut vorstellen, eine ganze Kollektion auf den Markt zu bringen, die ich einzeln über unsere eigene Website zum Vorverkauf anbiete. Die Teile, die sich gut verkaufen, kommen in die Kollektion und wenn welche nicht funktionieren, werden sie erst gar nicht produziert.

Wolfgang: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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