Ich habe Karl-Martin Pold 2009 kennengelernt, als er mich im Rahmen seiner ersten Masterthese zum Thema „Film und Web 2.0“ interviewt hat. Darin wollte er feststellen, inwiefern Soziale Medien bei der Bewerbung eines Dokumentarfilm eine Rolle spielen. Sein damals fiktives Beispiel: eine Doku über Bud Spencer. Schnell wurde aus dem Projekt aber Realität und jetzt zehn Jahre später, ist der Film nach einer ausgiebigen Kinotour online bzw. auf DVD zu sehen.
Immer wieder mal habe ich bei Karl-Martin nachgefragt, wie es ihm und dem Projekt geht, das unter anderem mit Hilfe von drei erfolgreiche Crowdfunding-Kampagnen möglich wurde. Zum Kinostart selbst habe ich es dann leider nie geschafft, aber mit dem Release via Amazon Prime vor einer Woche hat der Filmemacher erneut meine Aufmerksamkeit gewonnen.
Also habe ich ihn zum Interview gebeten, er hat zugesagt. Und hier ist es – das Interview mit Karl-Martin Pold.
Wolfgang: Karl-Martin, du hast einen Film über Bud Spencer gemacht. Wer war das nochmal?
Karl-Martin Pold: Hahaha – ein italienischer Kultstar. Eine Legende, die viele Millionen Menschen weltweit bewegt hat und die noch in 100 Jahren bewundert werden wird. Am Besten schaust du mal auf meine neue Webseite www.sienanntenihnspencer.com. Da kannst du viel über meinen Film bzw. Bud Spencer nachlesen 😉
Wolfgang: Dein Film hat ja etwas Zeit in Anspruch genommen. Wieso?
Karl-Martin Pold: Ja – insgesamt 8 Jahre. Puh, es gab viele Hürden, die zu überwinden waren. Zum einen musste ich mal an Bud Spencer und Terence Hill rankommen. Nicht so einfach, wenn die Herren kein Management haben, keine Webseite (Anmerkung: das war vor 8 Jahren so, hat sich mittlerweile geändert). Bud Spencer hatte eine Sekretärin, die Miss Nelly. Die war auch über 80 Jahre alt, sprach kein Wort English und hatte nicht mal ne E-Mailadresse. Man kann sich also vorstellen, wie schwierig dann die Kontaktaufnahme war.
Tja – und dann das Problem der Filmfinanzierung. Der Film wurde in Österreich sechs mal von den Förderstellen abgelehnt. Das war immer sehr bitter, denn nach ein paar Jahren hatte ich ja die Weltstars Bud Spencer und Terence Hill an Bord. Hatte eine Förderung aus Deutschland, zwei große etablierte Filmverleihe und 270.000 Follower auf Facebook. Dennoch gabs wieder ne Absage.
Wolfgang: Teile des Films wurden daher mit Hilfe von Crowdfunding finanziert. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Karl-Martin Pold: Ich hatte großartige Erfahrungen mit Crowdfunding. Damals vor 7 Jahren war ich ein Pionier im deutschsprachigen Raum. Ich musste den Menschen erstmals erklären, was Crowdfunding eigentlich bedeutet. Heute ist dieser Begriff ja schon in den Mainstream eingezogen. Natürlich haben wir damals aufgrund dieser Tatsache noch nicht die riesigen Summen aufstellen können, aber wir haben es geschafft, dass alle drei Kampagnen erfolgreich waren.
Wolfgang: Crowdfunding und Film – Ein Traumpaar?
Karl-Martin Pold: Crowdfunding und Film kann ein Traumpaar werden. Dazu gibt es viele wunderbare Beispiele wie Iron Sky oder Stromberg. Aber natürlich wird es immer schwieriger, die Aufmerksamkeit der Massen auf sein Filmprojekt zu generieren. Filmproduktion, Regie und Crowdfunding sind drei total verschiedene Arbeitsbereiche. Als erfolgreicher Crowdfunding-Projektbetreiber muss man die Regeln der Kommunikation beherrschen. Wie schaffe ich es, dass mein Projekt in der Onlinewelt oder am Besten auch in den klassischen Offline Medien die nötige Aufmerksamkeit bekommt. Aufmerksamkeit ist die Währung die zählt – auch beim Crowdfunding. Ich kann das tollste Projekt haben, wenn niemand davon erfährt, hat man schon verloren. Entweder man ist selber ein Marktschreier oder man muss sich als FilmemacherIn jemand dazu holen.
Klar für mich ist, dass die etablierten FilmproduzentInnen Crowdfunding als Finanzierungsform, vor allem aber auch als Marketinginstrument noch völlig unterschätzen oder – noch schlimmer – gar nicht auf dem Bildschirm haben. Das hängt aber vor allem mit dem Fördersystem zusammen. Sobald ein Film bzw. der Verleih eine Förderung bekommt, muss ein Film kein Geld mehr einspielen, da der Verleih bzw. der Produzent bzw. die Produzentin schon verdient hat. Deshalb ist Crowdfunding gerade im Indiefilm-Produktionsbereich oftmals der einzige Weg, Filme zu realisieren.
Wolfgang: Die Crowd zu deinem Film ist mittlerweile sehr groß (fast 260.000 Fans auf Facebook). Wie involviert waren die Fans in das Projekt?
Karl-Martin Pold: Wie gesagt, es waren sogar mal am Peak 270.000 Follower, also mehr Fans als Rapid Wien oder FM 4 hat. Aber mittlerweile ist das wieder etwas gesunken, weil natürlich das Projekt beendet ist und dieser Social Media Kanal nicht mehr so intensiv betreut wird.
Aber zu deiner Frage: Die Fans waren sehr ins Projekt involviert.
Wir hatten über 100 Fans, die aktiv bei dem Filmprojekt beteiligt waren. Angefangen von DolmetscherInnen, ProgrammiererInnen, GrafikdesignerInnen, Kameramänner/frauen, TontechnikerInnen, bis hin zum Automechaniker. Ich könnte die Liste fast endlos fortsetzten. Das waren alles Menschen, die nicht nur Geld, sondern auch ihre Man-/Womanpower in das Projekt investiert haben und das einfach, weil sie das Projekt unterstützen wollten. Da sieht man was Fanpower alles bewirken kann. Von einer Idee eines Träumers zu einem internationalen Kinofilm, der in über 400 Kinos gezeigt wurde und zum letzten gemeinsamen Kinofilm mit Bud Spencer und Terence Hill wurde.
Wolfgang: Jetzt gibt’s „Sie nannten ihn Spencer“ sogar auf Amazon Prime. Wie soll es nun weitergehen?
Karl-Martin: Ich arbeite an drei neuen Filmprojekten. Eines davon handelt von den Supernasen Thomas Gottschalk und Mike Krüger. Das war ja das mit Abstand erfolgreichste deutsche Duo in den Kinos. Und auch ihre Supernasenfilme haben Kultstatus erreicht. Interessanterweise gibt’s es bei diesen Filmen viele Parallelen zu den Spencer/Hill Filmen. In diesem Dokumentarfilm soll ergründet werden, warum die Filme so erfolgreich waren und warum es diese Art von Humor heutzutage nicht mehr gibt. Es ist also ein Film über den Zeitgeist der 80er Jahre, aber noch vieles mehr natürlich. Es gibt auch schon einen Titel. „Sie nannten sie Supernasen“ 😉
Wolfgang: Deine Tipps für alle, die ein Crowdfunding-Projekt planen?
Karl-Martin: Tips könnte ich jede Menge geben. Ich konnte in all den intensiven Social Media Jahren viele Erfahrungen sammeln, aber ums vielleicht auf den Punkt zu bringen: so wie in vielen Bereichen des Lebens geht’s in erster Linie darum die Menschen emotional zu erreichen. Ich muss authentisch sein und ich muss selber von mir überzeugt sein. Nur so kann ich andere überzeugen, mich und mein Projekt zu unterstützen. Viele Wege führen in die Herzen der Menschen, aber mit Humor kann ich wohl die meisten Hürden überwinden.
Wolfgang: Ich habe jedenfalls gelacht – bei deinen Facebook-Posts und beim Film 😉 Vielen Dank für deine Ausdauer und das Gespräch.
Freundlicherweise hat uns der Filmverleih von „Sie nannten ihn Spencer“ – die Neue Visionen Medien GmbH – zur Verlosung eine DVD zur Verfügung gestellt. Alles was du tun musst, ist bis 16. April 2019 eine E-Mail an Crowdfunding-Service.com zu schicken und mir darin deinen liebsten Bud Spencer Spruch oder Film nennen. Die Ziehung der Gewinnerin bzw. des Gewinners erfolgt durch zufällige Losung. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!